Neben Psychopathie und Narzissmus gesellt sich ein weiterer Freund des Feindes guter Führung hinzu: der Machiavellismus[1]. Hierbei handelt es sich um eine Theorie einer rücksichtslosen Machtpolitik, die die Erhaltung des Staates und die Staatsraison über alles stellt. Sie wird umstrittener Weise dem Italiener Niccolò Machiavelli (1469–1527) zugeschrieben. Auf Unternehmen übertragen stellen so gebürstete Unternehmenslenker den eigenen Erfolg und den des Unternehmens über alles – auch über Gesetze, Moral, Menschlichkeit und gesunden Menschenverstand. Beispiele eines solchen Verhaltens sind hinlänglich bekannt, Chefs, die dafür stehen, ebenfalls. Fachkreise bezeichnen die Kombination aus Psychopathie, Narzissmus und Machiavellismus als die „Dunkle Triade der Macht“. Sie kann sich kurzfristig sogar positiv auf ein Unternehmen oder eine Organisation auswirken, „mittel- bis langfristig können sich jedoch sehr negative und »zerstörerische« Effekte zeigen.“[i]

Machaivelissmus und die neue Arbeitswelt

Dagegen soll Empathie, also Einfühlungsvermögen, helfen. Ein Faktor, den Mitarbeiter und Chefs als wichtig für exzellente Führung nennen. Empathie ist allerdings bei narzisstischen Psychopathen oder psychopathischen Machiavellisten eher gering ausgeprägt. In Punkto Führung schreit längst alles nach einem Paradigmenwechsel. Dem kommt entgegen, dass „ein entscheidender Treiber sehr bald dazu führt, dass Unternehmen, die weiterhin auf die »dunkle Triade der Macht« setzen, nicht mehr lange existieren werden: die digitale Transformation. Sie befeuert nämlich die Emanzipation der Mitarbeiter, im Moment vor allem der Wissens- und Kreativarbeiter, jedoch sicherlich bald auch der Facharbeiter.“[ii]

Digitale Welt schafft den Paradigemenwechsel

Also Führungskräfte, macht euch auf eine Arbeitswelt, in der gute Führung immer wichtiger wird, gefasst. Je flacher die Hierarchien werden, je offener und transparenter sich die Arbeitswelten darstellen, desto wichtiger werden Chefs. Und zwar Chefs, die mit Transparenz, gelebtem Respekt und Augenhöhe sowie Netzwerken gut können – und die trotzdem oder gerade deswegen gut führen. Die digitale Welt ist der Steigbügelhalter in diesen praktischen Paradigmenwechsel von Führung mit GMV.

Offenheit killt Machiavellismus

Transparenz: Die Leute nutzen das Internet, eigene Blogs und Social Media, um auf Missstände aufmerksam zu machen oder ihren Unmut zu äußern. Das betrifft alle Lebensbereiche und somit auch Unternehmen und Führungskräfte. Mitarbeiter tragen die wahren Zustände von Unternehmen an die Öffentlichkeit. Marketing und PR sowie andere Verfasser von Schönreden-Botschaften verlieren weiter an Glaubwürdigkeit: Jedenfalls dann, wenn sie den Menschen ein X für ein U vormachen wollen.

Respekt und Augenhöhe: „Je weniger Führungskräfte über formale Macht und Wissensvorsprung führen können, desto stärker ist eine Führung auf Augenhöhe gefragt, in der Führung situativ übernommen wird, ohne dass dazu eine formale Autorisierung notwendig ist. Die »Führungskraft« wird zum Coach, Moderator, Katalysator, Vermittler – ist also längst nicht mehr der Entscheider oder gar »Besserwisser«. Experten lassen sich nicht herumkommandieren!“[iii]

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[1] Der Machiavellismus, der eine Verfälschung und Fehldeutung der staatstheoretischen Auffassungen Machiavellis (in seinen Discorsi deutlicher formuliert) darstellt, hat sich in der politischen Ideologie in den verschiedensten Formen ausgeprägt. Bereits nach dem Erscheinen von Il Principe (Der Fürst) im Jahre 1532 – fünf Jahre nach dem Tod von Machiavelli – wurde seine Schrift als das „klassische“ Handbuch tyrannischer Machtpolitik gebrandmarkt. Quelle: Wikipedia

[i] Marco Furtner, Urs Baldegger: Self Leadership und Führung, Springer Gabler, 2013, Kindle-Version, Position 95
[ii] https://www.linkedin.com/pulse/das-narzisstische-dilemma-im-unternehmen-prof-frank-widmayer, 28.12.2015
[iii] https://www.linkedin.com/pulse/das-narzisstische-dilemma-im-unternehmen-prof-frank-widmayer, 28.12.2015

Aus: Jürgen Zirbik: Führen mit GMV  – Mit gesundem Menschenverstand erfolgreich und souverän führen. Ein ernsthaft satirischer Blick auf das Phänomen Chef, Nürnberg 2016, Klick zu: E-Book, Print-Version