Sie sind zum Chef geboren, meinen sie, die ganz großen Führungspersönlichkeiten á la Winterkorn und Konsorten. Sie leiten börsennotierte, internationale Konzerne. Wenn man Chefs öffentlich begegnet, was mir als Journalist und Managementtrainer ab und zu passiert, wirkt alles normal – Führung auf „höchstem Niveau“ natürlich. Was die Vorstände im stillen Kämmerchen mit Ihren Beratern (ohne geht es nicht) so treiben, ist eine andere Sache. Wie sie mit Mitarbeitern und Kollegen umgehen, falls sie sie überhaupt zu Gesicht bekommen, oder wie sie ihre Visionen umsetzen, hat oft den Anklang von Wahnsinn und Größenwahn. Die Nähe der Führung zum Kriminellen ist immer dabei – Deutsche Bank („kriminelle Vereinigung“), Volkswagen (Abgasskandal), Siemens (Schmiergeldaffaire), MAN (Schmiergeldaffraire) lassen grüßen. Das alles muss bei großen Chefs aber auch so sein, so die Experten.

„Ohne den richtigen Funken Wahnsinn findet keine Weiterentwicklung statt. „In der Tat ist Größenwahn manchmal für Manager nützlich, damit sie eine Vision entwickeln können und sich trauen, diese umzusetzen“, sagt der Münchner Sozialpsychologe und Managementforscher Dieter Frey.“[1]

Große Chefs sind anders

Für die Super-Chefs gibt es nicht nur andere Gehälter, es gelten auch andere Gesetze. Der ehemalige Mercedes-Chef Schrempp setzte mit Chrysler einige Milliarden in den Sand, BMW ging es mit Rover so (wer war damals der Größenwahnsinnige in der Führung?). Ein gewisser Wiedeking wollte als Porschechef VW übernehmen (der Schwanz wedelt mit dem Hund, jetzt muss er vor Gericht), Ex-Postchef Zumwinkel, Ex-Arcandor-Chef Middelhof und andere sind offiziell kriminell. Wer zu den ganz Großen in der Führung gehören will, muss so sein, so die Experten. Wenn Sie also nicht schwer gestört und nicht kriminell veranlagt sind, brauchen sie sich nicht wundern, wenn sie nicht vorwärts kommen (die Nicht-Kette der Erfolglosen).

„Wirft man einen Blick in die Statistiken, werden globale Unternehmen aber ohnehin von einem Haufen Verrückter geführt. So bewies der kanadische Psychiater Robert Hare, dass deutlich mehr Psychopathen in Vorständen und Aufsichtsräten großer Unternehmen sitzen, als beim Discounter an der Kasse. Laut Hare sind Psychopathen „Menschen, die schwer gestört sind und fortwährend gesellschaftliche Regeln verletzen“. Sie empfänden kaum Mitgefühl oder Reue und sie manipulieren andere, um ihre Ziele zu erreichen.“ [1] Das war in früheren Zeiten dem degenerierten Adel vorbehalten. Die „Von und Zu´s“ haben würdige Nachfolger gefunden.

Führung und Überlegenheitsillusion: Chefs müssen so sein!

Wir halten uns alle für die Besten, Chefs tun das im Besonderen, sonst wären sie nicht da, wo sie sind. Der Effekt nennt sich Überlegenheitsillusion. Die maßlose Selbstüberschätzung ist nach Psychologen besonders ausgeprägt bei Menschen, die wirklich von Nichts eine Ahnung haben und bei Leuten, die wirklich große Aufgaben zu bewältigen haben (und von Nichts eine Ahnung haben), also in der Führung: Die Welt retten, das Universum befreien oder den Konzern zum weltgrößten machen.

„Je schwieriger die Aufgabe, desto größer die Selbstüberschätzung. Wer dann noch die Macht hat, mit seinen Mitarbeitern umzuspringen, wie es ihm passt oder Geld zu verbrennen, der wird es tun. Und zwar, ohne Konsequenzen befürchten zu müssen. Denn wer sich über die Regeln hinweg setzt, gilt in der allgemeinen Wahrnehmung als durchsetzungsstark, ein echter Entscheidungsträger eben. Das hat zumindest der Sozialpsychologe Gerben van Kleef von der Universität von Amsterdam belegt. „Regelbrecher wirken mächtiger“, sagt van Kleef, „weil sie den Eindruck machen, sie könnten sich alles erlauben.““

Führung und Karriere: entdecken Sie den Psychopathen in sich

Wenn also noch ein großer Chef aus Ihnen werden soll, dann fangen Sie an, jetzt (Chakka). Brechen Sie in der Führung Regeln, benehmen Sie sich wie sie wollen. Denken Sie schon einmal nach, welche kriminellen Felder Ihnen besonders liegen. Üben Sie zu Hause bei Frau und Kind, wie Sie als Psychopath im Anfangsstadium ohne Mitgefühl zu zeigen Ihre Truppe ordentlich manipulieren können. Frauen fällt das etwas schwerer, ich weiß. Sie müssen sich da schon entscheiden. Verlieren Sie nicht den Mut. Ich kenne da ein paar Damen… und: es gibt Blödmann-Kurse für Frauen in der Führung. Sie lernen sich als Chefin ebenso bescheuert aufzuführen wie die psychopathischen Burschen.

Vergessen Sie den ganzen Mist mit sozialer, emotionaler und kommunikativer Kompetenz in der Führung – wie das schon klingt – Psychogelaber. Das ist etwas für die sechste und siebte  Reihe im Unternehmen. Ich trainiere das mittlere Management mit diesem Unsinn. Aus denen wird nie etwas – versprochen.

Wenn Sie es wirklich zu etwas bringen wollen in der Fphrung, müssen Sie außerdem auswandern. Chefs deutscher Dax-Unternehmen verdienen durchschnittlich nur 54-mal so viel wie der normale Mitarbeiter [2]. Je nach Unternehmen zwischen drei und 15 Millionen Euro im Jahr. Das sind Peanuts – Sie müssen in die USA. Dort bekommen die Top-Leute in der Führung zwischen 15 und 63 Millionen Euro im Jahr (wofür weiß keiner so genau).

Empfehlungs-Fazit: werden Sie jetzt erst mal zum Psychopathen,  packen Sie eine gute Portion Größenwahn dazu und machen Sie sich auf den Weg. Putzen Sie links und rechts alles weg, was stört – auch wenn es die Familie ist, egal! Behandeln Sie andere wie Dreck und wandern Sie später aus nach Amerika (unbegrenzte Möglichkeiten, dort werden sogar Kenianer Präsident). Wenn Sie ganz oben angekommen sind, lassen Sie mir doch ne Mail zukommen.

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[1] Quelle: http://www.wiwo.de/erfolg/management/verrueckte-manager-warum-chefs-groessenwahnsinnig-sein-muessen/12020912.html
[2] Quelle: http://www.manager-magazin.de/unternehmen/artikel/top-manager-verdienen-54-mal-so-viel-wie-angestellte-a-1044820.html