Es gibt ja den Spruch „Hier klappt alles trotz des Chefs„. Dieser Ansatz bestätigt sich oft in meinen Trainings und Coachings. Menschen lassen sich führen und wollen auch geführt werden, wenn sie respektiert, anerkannt und gefördert werden. Und sie leisten etwas, wenn das gewürdigt wird. Das zeigen auch Studien. „»Viele Beschäftigte haben grundsätzlich den Eindruck: Leistung zahlt sich in unserer Gesellschaft aus – aber offensichtlich nicht unbedingt am eigenen Arbeitsplatz«, so Marco Nink, Senior Practice Consultant bei Gallup. »Wenn Arbeitnehmer jedoch nicht das Gefühl haben, durch eigene Leistung voranzukommen, dann besteht die Gefahr von Resignation und Stagnation. Das heißt: Die eigene Leistung wird runtergefahren«.“ Für Chefs sollte es einfach sein, Leistung anzuerkennen. Sie machen es auch – aber leider oft falsch.
Als Gründe für die negative Einschätzung der Mitarbeiter, gelten laut Gallup mangelnde Transparenz, Schwächen in der Kommunikation und unklare Leistungseinschätzung. Nur knapp die Hälfte der knapp 1.500 Befragten der Gallup Studie 2015 sagt, dass er in den letzten sechs Monaten mit seinem Chef über seine Leistung im Job gesprochen hat. Dabei haben gehaltvolle Gespräche nachweislich eine förderliche Wirkung auf die emotionale Bindung der Leute im Unternehmen. Und das kommt Firmen in vielerlei Hinsicht zu Gute. Fehlt das, kostet das viel Geld durch Fehltage, fehlendes Engagement und verweigertes Empfehlungsverhalten.
Bewertung von Leistung zu subjektiv
Die Studie zeigt weiter, dass Mitarbeitern oft objektive Kriterien zur Einschätzung ihrer Leistung fehlen. Zahlen, Daten, Fakten, also Kennzahlen, kommen bei der Bewertung der Mitarbeiterleistung zu selten vor. Nur 42 Prozent der Befragten geben das an und konstatieren, dass die Chefs auf Basis von Kennzahlen mit Kollegen vergleichen. In diesem Fall ist das hilfreich, denn der Mitarbeiter kann sich einschätzen. Allerdings findet der Vergleich mit Kollegen auch dann statt, wenn Kennzahlen fehlen. Und das ist schädlich und wenig sinnvoll.
Leistung: Fairness ist wichtig
29 Prozent der Befragten sagen, sie würden mit Kollegen im Unternehmen verglichen. Und das, obwohl die Leistung ohne Daten und Kennzahlen ermittelt und erfasst wird. Marco Nink: „Solche Vergleiche durch den Vorgesetzten sind zwar gut gemeint, um dem Beurteilten eine Idee zu geben, wo er mit seiner Leistung steht. Aber letztlich bleibt ein solcher Vergleich subjektiv – und ist daher wenig transparent und fair.“
Wie andere Studien zeigen, ist Fairness einer der wichtigsten Werte für Beschäftige. Dass Fairness über subjektive und faktenfreie Beurteilungen nicht herzustellen ist, liegt auf der Hand. GMV. Das ist wie in der Schule – Sie erinnern sich? Mit gesundem Menschenverstand können Führungskräfte Fairness fördern und so Motivation und Leistung steigern. Notwendig ist das offensichtlich, wenn man die Ergebnisse der Studien betrachtet.
Leistung und Zufriedenheit
Auch die Vorgängerstudien zeigen die zentrale Rolle der Führung für gute Mitarbeiter. Unzureichende Führung führt zu schlechten Ergebnissen in den Studien zur Mitarbeiterzufriedenheit und damit höchstens zu befriedigender Leistungsbereitschaft, so die Studienautoren. „Bei 15 Prozent der Beschäftigten in Deutschland ist eine geringe Arbeitszufriedenheit festzustellen. Sie finden das Betriebsklima schlecht, können sich mit ihrer Arbeit nicht identifizieren und gehen gegenüber ihrem Unternehmen auf Distanz. (…) Als Hauptverursacher dieses Trends benennt das Gallup-Institut das Management: Viele Beschäftigte haben das Gefühl, dass ihre zentralen Bedürfnisse und Erwartungen von ihren direkten Vorgesetzten teilweise oder völlig ignoriert werden.“[i]
Mehr Leistung durch „Kunde“ Mitarbeiter
Kennen Sie als Führungskraft die Bedürfnisse Ihrer „Kunden“ Mitarbeiter, ist es einfach, besser zu führen. Denn Führen hat viel mit Verkauf zu tun. Kümmern Sie sich also regelmäßig um Ihre Leute. Sprechen Sie mit Ihnen, machen Sie Befragungen, signalisieren Sie Bereitschaft, sie als Kunden zu behandeln und sie ernst zu nehmen.
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Nach: Jürgen Zirbik: Führen mit GMV, Nürnberg, 2016, Link zum E-Book
[i] http://www.download.ff-akademie.com/Gallup-Studie.pdf