#Führen . Große Unternehmen haben Führungskräfte-Entwicklungsprogramme, die in der Regel zusätzlich zum Tagesgeschäft laufen. Keine Konzentration auf Führung. Deutsche Unternehmen investieren im Schnitt rund 2.800 Euro für die Weiterbildung einer Führungskraft und das an sieben Tagen pro Jahr.[i] Das sind circa 60 Stunden im Jahr. Wow. Dabei sind die Voraussetzungen für gute Führung und Führungskompetenz einfach. Man muss sie nur kennen, üben und konsequent anwenden. „Erstens: Man muss Menschen mögen. Zweitens: Man muss sich selbst kennen und führen können (ohne sich für den Nabel der Welt zu halten). Drittens: Man muss bereit sein, genau hinzuschauen und zu beobachten, bevor man urteilt und handelt.“[ii] Man kann Führungskompetenz natürlich auch akademisch untermauern, wobei ein entsprechender Uni-Abschluss keine Garantie für einen kompetenten Chef liefert.

Ist Führungskompetenz angeboren?

Fatal ist, dass manche Manager und Chefs, der Meinung sind, Führungskompetenz wäre angeboren und sie hätten es von Natur aus „drauf“ oder, im Gegenteil, sie hätten nun einmal nicht den entsprechenden Genpool mitbekommen. Deshalb könnten sie auch nicht besser führen. Da könne man nichts machen. Das ist aus zwei Gründen Unsinn. Erstens können die unterschiedlichsten Typen und Charaktere auf ihre Weise Spitzen-Führungskräfte sein oder werden, wenn sie die entsprechende Förderung erhalten und das wollen. Zweitens gibt es aus allen Typen- und Charakterbereichen gute Chefs.

„Manche Führungskräfte entsprechen durchaus dem heute geforderten Idealbild des Kommunikators, sind extrovertiert und können leicht Kontakte herstellen, und das hat ihnen vermutlich vieles im Leben leichter gemacht. Sehr viel mehr Manager hingegen sind eher introvertierte Menschen, manche sind im Grunde ihres Wesens sogar schüchterne Leute, aber sie sind genau gleich gut.“[iii]

Führungskompetenz: Talent und was noch?

Talent hilft natürlich schon, GMV. Wie bei einem Fußballer. Ohne Talent reicht es bei großer Anstrengung bis in die zweite Liga. Allerdings kommen faule Talentierte auch nicht weiter. Talent und persönliche, konzentrierte Führungsqualifizierung sind hilfreich, wenn man Spitzenleistungen im Fußball oder in der Führung bringen möchte, Fachkompetenz hin oder her. So auch die Ergebnisse aus der Studie ,Engagement Index‘[2] des Beratungsunternehmens Gallup aus dem Jahr 2014.

„In die Führungsposition befördert wurden die meisten von ihnen (den Führungskräften, der Autor) auf Grundlage ihrer Fachkompetenz (47 Prozent) und Erfahrung (51 Prozent). Diese Auswahlkriterien halten die Studienautoren jedoch für problematisch. »Verschiedene Gallup-Studien haben ergeben, dass nur ein geringer Teil der Menschen für eine Führungsposition geeignet ist«, sagt Studienautor Marco Nink, Senior Practice Consultant bei Gallup. »Erfahrungen und fachliche Kompetenzen sind zwar von Vorteil für eine Position als Führungskraft, dennoch ersetzen sie nicht das nötige Talent.« (…) Das quittieren manche Mitarbeiter offenbar damit, dass sie sich anderweitig nach Alternativen umsehen: Ein Viertel der befragten Arbeitnehmer hat der Studie zufolge schon einmal seine Arbeitsstelle wegen eines Vorgesetzten gekündigt, um das eigene Wohlbefinden zu verbessern. 19 Prozent der Mitarbeiter, die in die Gruppe derer eingeordnet wurden, die innerlich gekündigt haben, sind demnach aktiv auf der Suche nach einem neuen Arbeitsplatz.“[iv]

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[i] Jörg Felfe, Franziska Franke: Führungskräftetrainings (Praxis der Personalpsychologie, Band 30), Hogrefe 2014, Kindle-Version, Position 153
[ii] Ralf Gasche: So geht Führung! Sieben Gesetze, diese im Führungsalltag wirklich weiterbringen, Springer Gabler, 2016
[iii] Fredmund Malik: Führen Leisten Leben: Wirksames Management für eine neue Welt, Campus, 2014, Kindle Version, Position 608
[iv] http://www.haufe.de/personal/hr-management/gallup-studie-innerliche-kuendigungen-auf-niedrigem-stand_80_296180.html, 19.12.2015

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