Zu Beginn ihrer Arbeit hat die Wertekommission in einem zweijährigen Prozess insgesamt sechs Kernwerte identifiziert und definiert, die ihr als Fokussierung in der Wertediskussion dienen: Vertrauen, Verantwortung, Integrität, Respekt, Nachhaltigkeit und Mut. Die Bedeutung dieser sechs Kernwerte für die Führungskräfte wird bei den Befragungen seit 2006 erhoben, sodass sich hieraus der Wertetrend der Wirtschaft der vergangenen Jahre nachvollziehen lässt.
Die Befragung 2015 zeigte geringe Veränderungen gegenüber 2014. Manche Werte rutschen in der Präferenz nach oben andere nach unten. „Während Mut und Nachhaltigkeit weiterhin über die gesamte Erhebungsdauer die hinteren beiden Plätze in der wahrgenommenen Wichtigkeit belegen, ließ sich eine von 2014 auf 2015 wieder ansteigende Bedeutung von Vertrauen und Verantwortung gegenüber Integrität feststellen. In den vergangenen Jahren zeigte sich mit Blick auf Integrität zunächst ein stetig in der Wichtigkeit steigender Trend. In diesem Jahr wurden Vertrauen und Verantwortung als wichtiger bewertet, allerdings dicht gefolgt von Integrität, sodass dieser Wert nach wie vor eine relevantere Rolle spielt als der Wert Respekt, der sich abermals auf Platz 4 der zentralen Werte befindet.“[i] Die Werte im Einzelnen:
- Vertrauen: wichtigster Wert für 30,1 Prozent der befragten Führungskräfte in der Studie 2015
- Verantwortung steht an zweiter Stelle mit 29,5 Prozent
- Integrität folgt an dritter Stelle – von 24,9
- Respekt ist 7,5 Prozent der Befragten am wichtigsten
- Nachhaltigkeit halten 5 Prozent für den wichtigsten Wert
- Mut setzen 2,5 Prozent der befragten Chefs an die erste Stelle
Werte: wo ist Leistung geblieben?
Hier wendet mancher Chef ein, das mag alles so richtig sein und wo sind die Werte, die den Erfolg sichern, die Umsatz und Ertrag fördern. Recht hat er. Nur fragen Sie mich nicht, warum Leistung und Engagement in dieser Umfrage fehlen. Wichtig sind diese Werte für Unternehmen und die wirtschaftliche Sicherheit der Mitarbeiter. Da beruhigt das folgende Zitate vom Managementexperten Reinhard K. Sprenger: „Was aber ist, wenn sich herausstellt, dass einige betriebswirtschaftlich höchst relevante Güter sich nur über Vertrauen erschließen lassen? Und das von einigen dieser Güter das wirtschaftliche Überleben in der Zukunft abhängt? Was, wenn Vertrauen als harte Faktoren nachgewiesen werden könnte, als einer, der sich rechnet? (…) Vertrauen ist deshalb so spannend, weil es mit vielen Themen des Wirtschaftslebens verknüpft ist: Vereinbarung, Wechselseitigkeit, Zusammenarbeit, Verträge, Führung, (…) Innovation, Zuverlässigkeit, Commitment. Und es ist neben Macht und Geld eines der drei großen Steuerungsformen in Unternehmen.“[ii]
Werte: Vertrauen als harter Faktor?
Vertrauen ist demnach sowohl weicher Wert als auch harter Ergebnisfaktor. Umso erstaunlicher ist es, wie fahrlässig Unternehmen und Chefs mit Vertrauen umgehen. Das hat negative Effekte auf Mitarbeiter und Führungskräfte. Insbesondere dann, wenn persönliche Werte und Unternehmenswerte auseinanderdriften. „Eine hohe Wertediskrepanz hat einen direkten negativen Effekt auf die intrinsische Motivation der Befragten. Das bedeutet, je weniger die unterschiedlichen Werte im Unternehmen aus Sicht der Führungskräfte gelebt werden, obwohl sie sich diese wünschen, desto weniger engagieren sie sich selbstständig für ihre Arbeit. Sie arbeiten dann eher aufgrund extrinsischer Anreize, wie z.B. Bonuszahlungen oder der Aussicht auf Beförderung.“[iii]
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[i] http://www.wertekommission.de/wp-content/uploads/2015/08/Wertekommission_Studie_2015.pdf, S.27
[ii] Reinhard K. Sprenger: Vertrauen führt, worauf es im Unternehmen wirklich ankommt, Campus 2007, Position 46
[iii] http://www.wertekommission.de/wp-content/uploads/2015/08/Wertekommission_Studie_2015.pdf, S.19
Aus: Jürgen Zirbik: Führen mit GMV, Mit gesundem Menschenverstand souverän führen, Nürnberg, erscheint 2016