Eine wirksame Unternehmenskultur macht Firmen nachweislich wirtschaftlich erfolgreicher. Das ist die gute Nachricht. Nach einer Studie des Bundesarbeitsministeriums ist das nachgewiesen. “Demnach ist die Unternehmenskultur für bis zu 31 Prozent des finanziellen Erfolges verantwortlich. Entsprechend bewerteten besonders erfolgreiche Unternehmen am häufigsten das Engagement der Mitarbeiter als den wichtigsten Wettbewerbsfaktor.”[i]

Ohne wirksame Unternehmenskultur keine Führungskultur

In Beratung und Business-Coaching mit Führungskräften und Fachkräften kommt immer wieder hohe Unzufriedenheit zum Vorschein. Vor allem mit den Top-Managern sind viele Mitarbeiter und Manager unzufrieden. Neben “Intransparenz” (keiner sagt was Sache ist und wie es weitergeht) und dem ignoranten Umgang von Chefs mit ihren Leuten (hört mir nicht zu, lobt nie, kommt nur, wenn er etwas will, etc.) führen fehlende Unternehmenskultur und Führungsschwäche zu großer Unzufriedenheit.

Dass Führung optimierbar ist, ist klar, denn die meisten Führungskräfte haben Führung nicht gelernt. Sie sind Wirtschaftler, Ingenieure, Informatiker oder sonst was… aber keine „gelernten” Chefs. Die so entstandene allgemeine Führungsschwäche führt zunehmend dazu, dass das Engagement der Mitarbeiter abnimmt, so auch die Ergebnisse Studie.

Mitarbeiterzufriedenheit und wirksame Unternehmenskultur

“Die Forscher fanden heraus, dass gut drei Viertel (77 Prozent) der Mitarbeiter im Großen und Ganzen zufrieden mit ihrer Arbeit sind – allerdings mit abnehmender Tendenz im Vergleich zu einer vorhergehenden Studie. So sank etwa der Anteil derer, die “völlig zufrieden” sind, innerhalb von fünf Jahren von 16 auf 6 Prozent.

Ebenfalls 77 Prozent der Befragten möchten noch mindestens fünf Jahre bei ihrem derzeitigen Arbeitgeber bleiben. Identifikation mit ihrem Unternehmen sowie eine hohe Einsatzbereitschaft zeigten jeweils knapp zwei Drittel. […] Angestiegen ist der erlebte Arbeitsstress. 62 Prozent stellten eine Zunahme in den vergangenen Jahren fest. In der Vorgängerstudie hatten mit 48 Prozent noch deutlich weniger Beschäftigte angegeben, dass der Stress am Arbeitsplatz gestiegen sei.”[ii]

Wirksame Unternehmenskultur und Mitarbeiter-Engagement

In vielen Unternehmen fehlt eine klare und gelebte wirksame Unternehmenskultur. Das betrifft vor allem das Miteinander, die Kommunikation (intern und nach außen) und die Führung – besonders Fehlerkultur, Transparenz, Klarheit und Offenheit. Hier zählen die „weichen Faktoren“, denn sie bestimmen den Wohlfühlfaktor und die emotionale Bindung der Menschen an ein Unternehmen.

Der Wohlfühlfaktor hat viele Väter – das Gegenteil auch

Dabei sind wirksame Unternehmenskultur und emotionale Bindung allein mit gesundem Menschenverstand zu bewerkstelligen. Das wird immer wichtiger, denn emotionale Bindung an das Unternehmen ist angesichts von Fachkräftemangel und weltweitem Wettbewerb wichtiger denn je.

“Die emotionale Bindung hat direkte Auswirkungen auf die Verweildauer in einem Unternehmen. Denn: Emotional ungebundene Mitarbeiter neigen eher zum Arbeitgeberwechsel. 93 Prozent der emotional hoch gebundenen Mitarbeiter, aber nur 45 Prozent derjenigen ohne emotionale Bindung, planen in einem Jahr noch bei ihrer derzeitigen Firma tätig zu sein.” (Quelle: Gallup, 2014)

Ohne wirksame Unternehmenskultur Potenziale verschenkt

Emotionale Mitarbeiterbindung optimiere das Verhältnis zu aktuellen Kunden und es helfe neue Kunden zu gewinnen, so die Resultate der Gallup-Studie 2013: 86 Prozent der emotional hochgebundenen würden die Produkte oder Dienstleistungen ihres Unternehmens Freunden und Familienangehörigen empfehlen. Von den emotional ungebundenen Mitarbeitern täten das nur 14 Prozent. Hier geht Geschäftspotenzial verloren. Ob das nun Unwissenheit, Dummheit oder Ignoranz seitens der Führung ist, lasse ich einmal dahingestellt sein. In der Praxis findet sich oft eine Kombination aus allen drei Faktoren, so meine Erfahrungen.

Wie wirksame Unternehmenskultur den Ertrag beeinflusst

Klar ist, dass Kundengewinnung durch Empfehlungen am effizientesten ist. Ganz zu schweigen von systematischem Empfehlungsmarketing zwischen den Abteilungen und Bereichen eines Unternehmens. Das dafür notwendige interne Netzwerken aber findet so gut wie gar nicht statt. Üblich, also Kultur, ist Abschottung statt Miteinander. Meistens wissen die verschiedenen Abteilungen oder Bereiche einer Firma gar nicht, was im jeweils anderen Bereich läuft.

So nerven schon einmal mehrere Abteilungen denselben Kunden mit Akquise. Oft wissen Vertriebler gar nicht, dass sie einem Kunden ein Systemangebot machen könnten, weil sie nicht im Hinterkopf haben, was das eigene Haus alles zu bieten hat. Das alles erleben wir in Business-Coaching und Führungskräftecoaching regelmäßig.

5 Faktoren für wirksame Unternehmenskultur

Unternehmenskultur und Kommunikation – Menschen wünschen Transparenz – das heißt, sie wollen wissen, was läuft. Sorgen Sie Sie Kommunikationsfluss zu den Mitarbeitern. Damit meinen wir NICHT Vorstands-PR, sondern ersthafte Aufklärung der Mitarbeiter über Ziele, Zukunft und Planungen des Unternehmens.

Arbeitsbedingungen und Werkzeuge – Mitarbeiter wollen funktionierende Werkzeuge. Oft müssen sich motivierte Leute mit Technik aus dem letzten Jahrtausend und ständig implodierender Software herumschlagen. Sorgen Sie für ordentliches Werkzeug!

Fehler und Konflikte sind meistens schwarze Löcher im Unternehmen. Und die saugen bekanntlich sämtliche Energie ab. Chefs müssen (auch selbst) offen mit Fehlern umgehen, das einfordern UND die eigenen sowie die Firma Leute schützen. Konflikte sind respektvoll und konsequent anzusprechen und zu lösen.

Teamgeist und Schnittstellen – viele Teams sind keine Teams. Sie sind oft nur eine Gruppe von Einzelkämpfern in einem Unternehmensbereich. Fördern Sie das Miteinander durch leistungsbezogene Teammaßnahmen – also eher kein Klettergarten, dafür Workshops mit Aha-Effekt. Bringen Sie Teams, die regelmäßig enger zusammenarbeiten auch regelmäßig zusammen.

Führung und Unternehmenskultur – Mitarbeiter legen auf ein paar wenige Dinge wert bei ihren Chefs: Respekt, Offenheit, Kommunikation, Beteiligung und Entscheidung. Das zeigen viele Befragungen. Manche Chefs lassen genau das vermissen. Sorgen Sie für moderne, einheitliche und klare Führung, dann haben Sie 50 Prozent guter Unternehmenskultur. Führungskultur fördert Unternehmenskultur.

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[i] Quelle: http://www.sueddeutsche.de/karriere/studie-zur-unternehmenskultur-wettbewerbsfaktor-mitarbeiter-1.277626, Stand: 22.08.2014
[ii] Quelle: http://www.sueddeutsche.de/karriere/studie-zur-unternehmenskultur-wettbewerbsfaktor-mitarbeiter-1.277626, Stand: 22.08.2014
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