Führung für Fachkräfte sollte heutzutage klar und kompetent sein. Wunsch und Wirklichkeit gehen allerdings weit auseinander. Wir haben zwar 2018, dennoch Führen viele Chefs nach wie vor wie 1918. Das ist eines der „hoffnungsfrohen“ Resultate einer neuen Studie zu Führung im digitalen Zeitalter der Online-Jobplattform StepStone und des Kienbaum Instituts @ ISM unter 13.500 Fach- und Führungskräften. Sehen Sie dazu auch unsere neue Infografik…

Führung für Fachkräfte – Fremdbild und Selbstbild

Es ist wie so oft: Wir meinen etwas gut zu können oder zu machen oder zumindest gut zu meinen und nahezu alle anderen sehen das ganz anders. Gerade Chefs meinen das auch noch so denken zu müssen. Schließlich wollen sie gut dastehen, denn sie wollen ja weiterkommen. Also lieber noch eine Schippe oben drauf auf die oft bewusst schöngefärbte Selbsteinschätzung und -Darstellung. Mit gesundem Menschenverstand (GMV) betrachtet wissen wir, dass wir nicht gaaanz so gut sind, wie wir gerne geneigt sind zu verbreiten. Psychologisch stecken mehrere Phänomene hinter dieser Fehleinschätzung und Selbstüberschätzung:

  • Überlegenheitsillusion
    Wir meinen i.d.R. grundsätzlich besser zu sein als alle anderen. Das trifft auf Chefs genauso zu wie auf jeden anderen.
  • Narzissmus
    Studien zeigen, dass unter Chefs mehr Narzissten sind als in der Gesamtbevölkerung. Narzissten sind selbstverliebt und neigen dazu, negatives Feedback zu ignorieren
  • Dunning-Kruger-Effekt
    Die größten Pfeifen halten sich für besonders fähig. Und wenn man sieht, wer alles Führungskraft wird oder ist…

Menschen neigen dazu, ihre eigenen Fähigkeiten in vielen sozialen und intellektuellen Bereichen für übermäßig gut zu halten. Die Autoren vermuten, dass diese Überschätzung teilweise darauf zurückzuführen ist, dass Menschen, die unqualifiziert in diesen Bereichen sind, eine doppelte Last tragen: Dieses Personen ziehen nicht nur falsche Schlüsse und treffen unglückliche Entscheidungen, sondern ihre Inkompetenz führt auch noch dazu, dass sie das noch nicht einmal bemerken können. David Dunning, Justin Kruger, US-amerikanische Psychologen

 

Führung für Fachkräfte - transformational, strategisch, ethisch

 

Fachkräfte erwarten Führung für Fachkräfte

Vielen Führungskräften geht es offensichtlich ständig so, dass sie sich für bessere Chefs halten als ihre Mitarbeiter. denn ähnliche Ergebnisse wie in der aktuellen Studie laufen mir im Coaching-Experten-Netzwerk immer wieder über den Weg. Dass aber die Ergebnisse so weit auseinander liegen, ist erstaunlich und dramatisch zugleich. Ein Großteil der befragten Chefs meint transformational, strategisch und/oder ethisch zu führen. Also so, wie es die befragten Fachkräfte erwarten und wünschen (Blau). Die Fachkräfte nehmen die tatsächliche Führung für Fachkräfte jedoch vollkommen anders war: kaum transformational, wenig strategisch und dafür weitgehend direktiv (Orange).

Führung für Fachkräfte geht einfach

Bei Fachkräften haben Sie es mit qualifizierten, spezialisierten und gut ausgebildeten Leuten zu tun – z.B. in der IT, in der Technik, in Kreativbranchen. Setzen Sie GMV ein, ist sofort klar: Wenn Sie diese Fachkräfte behandeln wie Untergebene, ist das Themaverfehlung. Setzen – sechs. Die Folgen sind Leistungsverweigerung (Gallup-Studie 2016: 70% machen Dienst nach Vorschrift, 15% haben innerlich gekündigt), hoher Krankenstand und Fluktuation (und es gehen immer zuerst die Besten).

Nach Gallup-Berechnungen kostet die innere Kündigung aufgrund schlechter Führung die deutsche Volkswirtschaft insgesamt bis zu 105 Milliarden Euro jährlich. Gallup-Institut

Führung für Fachkräfte: Tipps

  • Werden Sie sich über Ihre Führungsrolle und Ihren Führungsstil klar – nutzen Sie dazu Coaching.
  • Entwerfen Sie ein Chef-Handout und verteilen es an Ihr Team. Darin klären Führungskräfte ihren Teams mit, wie sie selbst ticken und was sie von den Mitarbeitern erwarten.
  • Gönnen Sie sich regelmäßig Coaching – Sie wollen schließlich professioneller Chef sein und weiter kommen

Profis haben Coachs, Amateure nicht. Jürgen Zirbik