Sechs Methoden gegen schreiende Chefs können wirklich helfen. Schreien deutet auf eine emotional außergewöhnliche Situation oder einen schwachen Charakter hin. Wer als Chef meint, andere einfach anbrüllen zu können, dem fehlt es Kinderstube, an Respekt und Führungsstärke. So manche Führungskraft unterliegt dem Irrtum, dass Schreien Autorität verleiht. Kollegen und Mitarbeiter schalten da schon mal auf Durchzug.
Schreiende Chefs sind in Wirklichkeit schwach
Schreihälse wissen selbst, wie Menschen Schreihälse beurteilen. Manche Krakeeler machen sich lächerlich, andere verlieren an Glaubwürdigkeit. Das gilt besonders für Eltern und Führungskräfte. Oft ist Gebrüll auch einfach Schwäche, Angst oder Hilflosigkeit. Sechs Methoden gegen schreiende Chefs helfen auch den Chefs. Denn ein Chef, der herumschreit …
… verliert an Autorität, obwohl er meint durch Schreien Autorität zu zeigen. Die Führungskraft zeigt durch Schreien Kontrollverlust, doch sie wird ja gerade dafür bezahlt, in schwierigen Situationen die Kontrolle zu behalten. Führung ist eine Steuerungsaufgabe. Wenn rundherum alle hektisch werden, muss der Chef den Überblick bewahren. Das kann man mit der Rolle eines Kapitäns vergleichen, der in Krisensituationen genaue Anweisungen geben muss. Das Schiff kann in der Zwischenzeit auch der Erste Offizier steuern. Wenn es im Berufsalltag schwierig wird, sind Erfahrung, Ruhe und Souveränität gefragt. Genau das schafft Glaubwürdigkeit und Vertrauen.[1]
„Wer die Schwäche seiner Sache fühlt, pflegt zu schreien.“ Otto Ernst, deutscher Schriftsteller
Führungskräfte (und andere Menschen), die aggressiv laut werden, wissen meist, dass entweder sie Fehler gemacht haben – von denen sie mit Gebrüll ablenken wollen – oder dass die Sache an sich Schwächen hat. Da stimmt das Ergebnis nicht oder treten Fehler auf, weil die Werkzeuge nichts taugen, die Prozesse nicht klar ist oder die klare Führung fehlt. Dabei geht Führung mit gesundem Menschenverstand wirklich einfach – ganz ohne Gebrüll…
Die sechs Methoden gegen schreiende Chefs
Führungskräfte (und andere Menschen) schreien, wenn sie wütend sind oder Angst haben, wenn etwas vollkommen schief läuft, wenn sie Frust und Druck abbauen müssen, wenn sie andere fertig machen wollen oder weil sie Psychopathen oder Choleriker sind.
Ich hatte als Events & PR-Manager in einer Sportagentur einige Jahre einen cholerischen Geschäftsführer. Der andere war ein intriganter Wichtigtuer. Der Choleriker war mir lieber. Der schrie wegen Allem und Jedem und brüllte gerne seine Mitarbeiter nieder. Man mied ihn, ich nicht. Er war genial und kreativ. Von ihm konnte man lernen. Dazu musste ich ihn ja nicht mögen.
Als er mich erstmals zusammenfalten wollte, faltete ich zurück – ich komme aus dem Kampfsport, das hilft. Und siehe da, wir hatten ein gutes und konstruktives Gespräch, in dem er als Chef überzeugte. Also, wenn es gerechtfertigt ist und Sie sich trauen, gehen Sie auf das Energielevel des Schreihalses und gehen Sie erst später in den Beruhigungsmodus. Wenden Sie die sechs Methoden gegen schreiende Chefs an…
Wie lief das ab und was können Sie tun?
In Kürze – die sechs Methoden gegen schreiende Chefs:
- Klären Sie konsequent Ihre Haltung (nehmen Sie nichts zu wichtig und persönlich). Grundsatz. Mit mir nicht…
- Gehen Sie auf das Energielevel des Schreihalses (Sie dürfen auch laut sein! Ich-Botschaft: „So lasse ich nicht mit mir umgehen…“)
- Zeigen Sie Verständnis für den Ärger auf persönlicher Ebene und in der Sache („Mir geht das auch auf die Nerven, dass…“)
- Fordern Sie Fehler- und Fragekultur statt Vorwurfs- und Brüllprinzip
- Zeigen Sie Lösungs- und Einsatzbereitschaft: „Ich bin interessiert, das Problem für alle Zeiten zu lösen. Wie machen wir das jetzt weiter?“
- Beweisen Sie Professionalität durch nachfolgendes Handeln und Fehlervermeidung.
Praxis: Als er mich erstmals zusammenfalten wollte, faltete ich zurück…
- Haltung klären: Ich machte so lautstark wie er klar (wie es in den Wald…), dass er so mit mir nicht spricht. Runterkommen, oder ich gehe. Die sechs Methoden gegen schreiende Chefs beginnen mit einer Ich-Botschaft und Mut.
- Verständnis zeigen: Ich zeigte, dass mich die Situation, um die es ging, genauso aufregte und ich seinen Frust nachvollziehen kann.
- Auf die Frage- und Lösungsebene bringen: Wut und Geschrei vernebeln kreatives und klares Denken. Frage: Wie können wir das auf Dauer lösen?
- Sorry. Er schaltete sofort um, entschuldigte sich und analysierte mit mir den Mist, der passiert war. Er konnte das Problem allein nicht lösen, ich auch nicht. Er brauchte mich als loyalen Vertreter vor Ort, ich brauchte seine Unterstützung (Rückenstärkung und Entscheidungsspielraum). (Schreit er stattdessen weiter, gehen Sie wortlos)
- Auf dem Weg der Besserung. Zwischendurch wurde er wieder laut (Choleriker eben) und griff mich an – ich zog die Augenbrauen hoch – wir mussten beide schmunzeln. Er stimmte zu, dass die Rahmenbedingungen seitens der Agentur nicht stimmten. Ich räumte ein, dass ich Fehler gemacht hatte.
- Die Lösung… fanden wir durch Fragen, die wir gemeinsam zu beantworten versuchten: Was ändert die Führung, um das Problem nicht wieder auftauchen zu lassen? Was ändere ich und was ändern die Mitarbeiter vor Ort?
Natürlich brauchen Sie etwas Mut und ein klares Bild Ihrer eigenen Situation und Ihrer Rolle im Unternehmen und für Ihre Führungskraft, um diese sechs Methoden gegen schreiende Chefs erfolgreich umsetzen zu können. Für Führungskräfte auf unteren Ebenen ist ein starker Umgang mit schwachen Vorgesetzten wichtig, weil sie sonst zerrieben werden. Für Chefs in höheren Positionen soll klar sein: Gebrüll schwächt, Geschrei macht lächerlich und beides löst nicht ein einziges Problem.
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[1] https://www.rundschau-online.de/umgang-mit-dem-chef-wer-schreit–verliert-autoritaet-11683228